Allgemeines zum Tema Tattoo
Tattoo – Ursprung und Bedeutung der Tätowierung
Bereits vor Jahrtausenden kannte man die Tätowierung oder Tatauierung. Sie war meist von ritueller, okkulter oder therapeutischer Bedeutung.
Längst ist die Tätowierung nicht mehr als Markenzeichen von Seeleuten und Kriminellen verpönt. Menschen aus allen Bevölkerungsschichten und Nationen tragen sie mittlerweile als Kunst, Körperschmuck oder als Ausdruck ihrer Individualität. Doch eigentlich steckt hinter einer Tätowierung viel mehr als nur die kunstvolle Verzierung des Körpers.
Das Tätowieren, eine jahrtausendealte Kunst
Eine ganz exakte Jahreszahl lässt sich leider nur schwerlich feststellen, jedoch legen Vermutungen nahe, dass man bereits rund 12.000 vor Christus die ersten Tätowierungen kannte. Damals handelte es sich wohl um sogenannte Schmutztattoos. Es wurden sich selbst oder anderen kleine Wunden zugefügt und diese mit Asche eingerieben, woraus sich ein bleibendes Muster bildete. Ab ungefähr 8.000 v. Chr. wurden spitze Gegenstände wie Dornen oder Tätowierkämme verwendet, um kleine Löcher in die Haut zu stechen oder zu ritzen und diese mit unlöslichen Farbpigmenten einzureiben. In Chile wurden 7.000 Jahre alte Mumien gefunden, welche Tattoos an Händen und Füssen aufwiesen und auch die über 5.000 Jahre alte Gletscher-Mumie Ötzi wies etliche Zeichen auf ihrer Haut aus.
Polynesien, Japan und die Maori, die Herkunft der Tatauierung
Oft wird die Herkunft des Tätowierens bei den Polynesiern vermutet. Diese kannten zwar wohl schon seit jeher die Kunst dieser Hautverzierung, jedoch kaum als einzige. Mittlerweile wird angenommen, dass sich das Tätowieren in etlichen ethnischen Kulturen unabhängig voneinander entwickelt hat. Aus dem polynesischen Raum stammt lediglich die auf das Wort „tatau“ zurückzuführende Bezeichnung, welche soviel wie „Wunden schlagen“ oder „Zeichnen“ bedeutet.
Von den Skythen, einem Reitervolk der russischen Steppengebiete und der Kaukasusregion sind besonders aufwändige und grossflächige Tätowierungen überliefert. Und auch aus Japan kennt man eine aussergewöhnliche Form. Das sogenannte „Irezumi“ bedeckt mit Ausnahme von Händen, Füssen und Kopf den ganzen Körper. Die Bilder stehen stets in engem Zusammenhang und erzählen eine Geschichte.
Die meist geometrischen Tattoos der neuseeländischen Maori schliessen oft gar Kopf und Zahnfleisch mit ein. Diese traditionellen Muster, insbesondere die Gesichtstätowierung, das sogenannte Moko, sind sehr individuell und stellen eine Art Auszeichnung für ihren Träger dar. Erst während des 19. Jahrhunderts fand die moderne Tätowierung ihren Weg durch die Seefahrer über den Ozean nach Europa und Amerika. Diese liessen sich die Kunst des Tatauierens durch die Ureinwohner beibringen oder brachten einen solchen auf ihrem Schiff mit.
Die Bedeutung des Tattoos im Wandel der Zeit
Seit jeher hatten die in die Haut eingeritzten und eingefärbten Muster der Maori eine tiefere Bedeutung. Sie galten als ehrenvolles Erkennungsmerkmal ihres Stammes, ihrer gesellschaftlichen Stellung und ihrer Lebenserfahrung. In Tibet und Indien wurde jeweils nach einem Trauerfall tätowiert, um den seelischen Schmerz zu überwinden und durch die Zeichnung in der Haut den Verstorbenen für immer in Erinnerung zu behalten. Anders war es in manchen Gebieten Afrikas. Hier gab eine bevorstehende Geburt den Ausschlag für eine Tätowierung. So versuchte man während der Schwangerschaft durch die Hautmuster das Geschlecht des Kindes und seinen Werdegang zu beeinflussen. Und auch zu therapeutischen Zwecken wurde die Tätowierung im afrikanischen Raum oft angewandt, etwa gegen Rheuma und zur Kräftigung des Immunsystems. Oftmals wurde hierfür die Farbe Rot benutzt, welcher man Heilwirkungen zuschrieb. Die Berberfrauen Nordafrikas lassen sich noch heute Tattoos stechen in der Hoffnung, damit böse Kräfte und Dämonen abwehren zu können oder tragen das Ornament eines Palmzweiges auf der Hand, um die Fruchtbarkeit zu fördern.
Doch die Tätowierung hat nicht nur eine rituelle, okkulte oder therapeutische Wirkung, sie diente auch zur Kennzeichnung. So wurde im alten Rom den Heeresangehörigen der Name des Kaisers in den Handrücken gestochen, um Desertionen zu verhindern. Während des Mittelalters dienten sie wie auch Brandmarkungen dazu, Verbrecher zu kennzeichnen. Und auch der Nationalsozialismus in Deutschland kannte diese Methode der Kennzeichnung. Den Mitgliedern der SS wurde die jeweilige Blutgruppe auf die Innenseite des linken Oberarmes gestochen und den Insassen eines Konzentrationslager die Häftlingsnummer.
Unter der westlichen Bevölkerung haftete der Tätowierung lange Zeit der Hauch des Verwegenen an. Sie war vorwiegend Seeleuten und Häftlingen vorbehalten. Erst während der 1960er Jahren wurde das Tattoo von Hippies, Punks und Rockern, welche dieses aus Protest oder zum Ausdruck ihrer Individualität trugen, allmählich gesellschaftstauglich gemacht. Mittlerweile sind Tattoos in allen Schichten und in den unterschiedlichsten Stilen anzutreffen.
Tattoo-Stile & Motive
Man sollte aber natürlich nicht unüberlegt an ein Tattoo heran gehen – immerhin hat man vor, sein restliches Leben mit diesem Kunstwerk auf dem Körper zu verbringen. Vorher sollte man sich grundlegend über der Tätowierkünstler und die Möglichkeiten zur eventuellen Entfernung von Tattoos informieren. Dass man sich intensiv mit dem gewünschten Motiv auseinandersetzt, ist natürlich ebenso Voraussetzung. Gehen Sie in sich und verdeutlichen Sie sich, dass Sie das gewählte Bild auch noch in zwanzig Jahren auf Ihrer Haut tragen werden und mögen müssen. Das Tätowieren ist eine uralte Kunst, die schon seit Jahrhunderten praktiziert wird. Hier ein kurzer Überblick über die heutzutage bekanntesten Stile und Strömungen in der Tattoo-Szene.
Biomechanische Tattoos
Diese Stilrichtung ist an die surrealistischen Werke des aus der Schweiz stammenden Künstlers H.R. Giger angelehnt. Vielen dürfte er durch seine Malerei oder durch die Alienfilme bekannt sein. Die bildliche Darstellung der Verbindung von Technik mit lebendem Fleisch – gerne gepaart mit sexuellen Aspekten – wirkt gleichzeitig faszinierend wie verstörend.
Celtic Knotwork
Verschlungene keltische Knotenmuster, Triskelen, Triquetas und Spiralmotive, die meist auf vorchristliche Zeit zurückgehen, bieten wunderschöne Vorlagen für Tätowierungen.
Comic-Tattoos
Hier ist alles möglich, was das Herz des inneren Kindes höher schlagen lässt und gefällt. Bunte Tätowierungen mit Betty Boop, Garfield, Bart Simpson bis hin zum Pin up Girl im Comic-Style.
Fantasy-Tattoos
Die Tätowierungen, die dem Fantasy-Genre entstammen, sind eben einfach märchenhaft schön, können aber auch Stärke symbolisieren oder gruselig sein. Der Tolkien-Hype ist eben immer noch ungebrochen und von muskelstrotzenden und martialischen Helden, Zwergen, Trollen bis hin zu Schriftarten in Sindarin, überirdisch schönen Elfen oder Gottheiten kann man hier alles finden.
Natur-Tattoos
Tätowierungen in dieser Stilrichtung sind sehr weit verbreitet. Motive aus Flora und Fauna werden oft und gerne genutzt und sind meist mit einem starken Symbolgehalt versehen. Mit einem Panther oder Löwen will man vielleicht ein Sinnbild für die eigene Stärke darstellen, einen Schmetterling einfach nur seiner Schönheit wegen mit sich herum tragen. Kirschblüten, Orchideen und andere Blütenmotive aus dem japanischen Raum sind ebenfalls sehr beliebt.
Oldschool-Tattoos
Tätowierungen in diesem Retrostyle greifen die alten Motive der Seemänner auf. Anker, Banderolen, flammende Herzen, nautische Sterne, Pin Ups und auch die sich derzeit großer Beliebtheit erfreuenden Schwalben gehören zu beliebten Oldschool-Vorlagen.
Religiöse Tätowierungen
In diesem Bereich sind christliche Tattoo-Motive schon immer sehr weit verbreitet gewesen und auch heute noch aktuell. An Motiven hat man hier die breite Auswahl – angefangen beim gemarterten Christuskopf, Abbildungen von Marienstatuen, die betenden Hände bis hin zu Engeln aller Art oder simplen Kreuzen. Aber natürlich sind in dieser Sparte auch religiöse Symbole aus anderen Religionen und Kulturkreisen vertreten. Viele Menschen verspüren eben das Bedürfnis, ihrer Spiritualität so aus Ausdruck zu verleihen.
Realistic Portrait Tattoos
Bei den realistischen Tattoos geht es darum, möglichst fotorealistische Darstellungen in die Haut zu stechen. Ob man nun das Portrait der eigenen Kinder oder den Kopf von Elvis als Tattoovorlage auswählt – der Vorstellungskraft sind auch hier keinerlei Grenzen gesetzt
Tribal Tattoos
Diese Klassiker werden meist nur mit schwarzen Pigmenten gestochen und sind noch am ehesten mit den ursprünglich polynesischen Wurzeln der Tätowierkunst verbunden. Auch die – inzwischen recht verpönten und umgangssprachlich als „Arschgeweihe“ bezeichneten – Tätowierungen über dem weiblichen Steißbein sind meist in diesem Design gestochen.
Tattoos im indianischen Stil
Hiermit sind keine original traditionellen Tätowierungen der amerikanischen Ureinwohner gemeint, sondern lediglich indianisch angehauchte Motive, die in westlichen Köpfen oft für die Sehnsucht nach der damit assoziierten Freiheit und Verbundenheit mit dem Land stehen. Federn, Perlen und Köpfe von Indianerhäuptlingen tummeln sich hier zusammen mit Darstellungen von Bären, Tomahaks oder Adlern auf der menschlichen Haut.
Japanische Tätowierungen
Tattoos haben auch in Japan unter der Bezeichnung „Irezumi“ eine uralte Tradition, allerdings waren sie hier von Anfang an stark gesellschaftlich stigmatisiert. Tätowierungen wurden hier als Zeichen für Bestrafungen verwendet und kennzeichneten später die Mitglieder der Yakuza (jap. Mafia). Wählt man Motive im japanischen Stil für sich aus, sollten auch die nachfolgenden Tätowierungen hiermit in logischer Korrespondenz stehen und die Bilder aufeinander aufbauen. Gängige Motive sind meist der japanischen Mythologie entnommen, beliebt sind Drachen, Kirschblüten, Landschaftsbilder, Dämonen, Kois aber auch blutig-abgeschlagene Köpfe.